Rupert Hagleitner - In diesem Jahr jährt sich sein Todestag zum 50. Mal.
In diesem Jahr jährt sich sein Todestag zum 50. Mal.
Auf den Plakatwänden das Bild des Bürgermeisters mit dem Slogan „An Wörgl weiterbauen mit Rupert Hagleitner“ – daran vorbei zieht ein unüberschaubar langer Trauerzug mit Weihbischof Jakob Mayr, dem ehemaligen Stadtpfarrer vom Oberluech-Hof in Kirchbichl stammend, an der Spitze.
Rupert Hagleitner wurde am 30. November 1914 in Wörgl geboren. Seit vier Monaten tobte der Erste Weltkrieg in Europa - der folgende Zweite Weltkrieg sollte sein Leben nachhaltig verändern.
Nach dem Umzug der Familie besuchte er die Volksschule in Leogang und die Bürgerschule in Saalfelden. Zurück in Wörgl erlernte er beim Aufinger das Fleischhauerhandwerk, wofür die Eltern monatlich 50 Groschen an den Lehrherrn zahlen mussten! Später war er beim Schlachthof in Innsbruck tätig. Wegen einer Knieverletzung, die er sich bei der Arbeit zugezogen hatte, wurde er zwar einberufen, verbrachte aber acht Monate im Lazarett. Nach einer Umschulung arbeitete er ab 1941 bei der Alpine Chemische AG in Schaftenau.
Eine Sternstunde im Leben Hagleitners und für Wörgl war sein Wirken in der Widerstandsbewegung kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges. Wenige Wochen davor trafen sich Männer unterschiedlicher politischer Einstellung mit dem Bestreben, einen „Kampf um Wörgl“ zu vermeiden und, wie es Hans Federer in den Heimatschriftchen beschreibt, „den Ort vor der gänzlichen Zerstörung zu retten“. Neben Hagleitner bildeten Lorenz Blattl, Martin Pichler, Rochus Buratti und Erwin Pitzinger den Kern der Bewegung, der sich weitere Männer wie Alois Mayr, Josef Zangerl und Andrä Lenk anschlossen. Mit Unterstützung durch Major Sepp Gangl (Wehrmacht) und Captain John C. Lee (US-Armee) konnte Wörgl am 4. Mai 1945 kampflos befreit werden.
Rupert Hagleitner war neben seiner Tätigkeit als Leiter des Meldeamtes ab 1945 im Gemeinderat, danach als Stadtrat und von 1962 bis 1974 als Bürgermeister tätig.
Große Bauvorhaben in Infrastruktur (Kraftwerk Kelchsau, Tiefbrunnen, Autobahnanschluss), öffentliche Einrichtungen wie Feuerwehrhaus, Schwimmbad, Kindergarten, Betagtenheim und Stadtamtsgebäude fallen ebenso in seine Amtszeit wie die erfolgreichen Bemühungen, Wörgl durch die Ansiedlung höherer Schulen (Gymnasium, Handelsschule und Handelsakademie) als Schulstadt zu etablieren.
Der herrschenden Wohnungsnot begegnete die Gemeinde mit dem Bau von rund 500 Sozial- und Eigentumswohnungen; im ersten Wörgler Hochhaus in der Augasse wohnte Hagleitner mit seiner Familie im obersten Stockwerk.
Rupert Hagleitner war mit Maria (geb. Scheiber vom Boarhof in Winkl) verheiratet, mit der er 8 Kinder großzog.
Sowohl die Republik Österreich als auch das Land Tirol zeichneten ihn mit dem Verdienstkreuz aus.
„Das Größte in einer Gemeinde ist die Ehrenbürgerschaft” - so seine Worte bei der Verleihung der hohen Auszeichnung im Jahr 1973.
Ein ruhiger und langer Lebensabend auf der von der ganzen Familie geliebten Rupertihütte am Hennersberg war ihm nicht mehr vergönnt. Rupert Hagleitner wurde zwei Wochen vor den Gemeinderatswahlen am 12. März 1974 mitten aus seinem unermüdlichen Schaffen gerissen. Er war stolz darauf, Bürgermeister seiner Heimatstadt zu sein.
Kontakt
Stadtchronist Toni Scharnagl | chronist@stadt.woergl.at