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Wie der Krampus zum heiligen Nikolaus kam

Wie der Krampus zum heiligen Nikolaus kam

Bild: Pepi Achleitner, Kundl 1993 

Der Advent ist in Tirol weniger die Zeit der Stille und Besinnlichkeit. Vielmehr ist sie erfüllt vom Lärmen und Toben der Perchten und ähnlicher wilder Gestalten. Heidnischer Dämonen- und Zauberglaube schrieb ihnen die Macht zu, mit Glockenläuten und grässlichen Fratzen die bösen Geister des Winters zu vertreiben. Andere Merkmale der Perchtenumzüge, wie das Schlagen mit Ruten, stehen im Zusammenhang mit altem Fruchtbarkeitszauber.

Um den Nikolaustag am 6. Dezember ist das Perchtenbrauchtum am stärksten ausgeprägt. Die Perchten wurden zu Begleitern des gabenspendenden Heiligen umfunktioniert und in christliches Brauchtum integriert. Dennoch haben sie ihr Eigenleben bewahrt und existieren in Tirol unter verschiedenen Namen wie Klaubauf, Tuifl und Peascht. Diese Vielfalt zeigt, wie tief verwurzelt der Brauch in der Tiroler Kultur ist. 

Ein relativ junger Brauch ist es, dass der heilige Nikolaus Familien besucht und Kinder beschenkt, begleitet von Engeln und dem Krampus, einem Nachfahren uralter Perchtengestalten. Die Kontraste zwischen Nikolaus und seinen finsteren Begleitern spiegeln das Spannungsfeld von Gut und Böse wider. Der Nikolaus bringt Hoffnung und Freude, während der Krampus mit seinen furchteinflößenden Eigenschaften die Kinder an die Grenzen des Unheimlichen führt. 

Nikolausspiele, die früher in Bauernstuben aufgeführt wurden, sind alte Tiroler Tradition. Sie waren nicht nur Unterhaltung, sondern auch eine Form der sozialen Kommunikation. Die Familien versammelten sich, um das Schauspiel zu erleben und stärkten so ihre kulturelle Identität. Die Geschichten lehren wichtige Werte wie Nächstenliebe und den Kampf gegen das Böse. 

In den letzten Jahren hat sich das Brauchtum weiterentwickelt. Größere Umzüge und Feste ziehen nicht nur die lokale Bevölkerung, sondern auch Touristen an. Trotz einiger Auswüchse bleibt der Advent in Tirol ein faszinierendes Zusammenspiel von alten Mythen, christlicher Symbolik und modernem Brauchtum. 

Quelle: Michael Forcher: Von Brauchtum und Volkskultur in Tirol, 1983  

Kontakt: Stadtchronist Toni Scharnagl, chroniststadt.woergl.at 

Veröffentlicht: 27.11.2024